Liebe Patienteninnen und Patienten,

das Bundesgesundheitsministerium plant jetzt die Einführung sogenannter „Gesundheitszentren“, welche von den Kliniken betrieben werden sollen. Diese sollen hausärztlich tätig werden, ähnlich dem damaligen Poliklinikmodell der ehemaligen DDR. Damit sollen wir Hausärzte ersetzt werden, nichts Anderes steht da als Absicht dahinter. Das ist auch der Grund, warum gesetzliche Krankenkassen zusammen mit dem amtierenden Gesundheitsminister die Hilferufe der Ärzteschaft bzgl. der ständig steigenden Kostensituation in den Praxen komplett ignorieren. Stattdessen werden falsche Aussagen bzgl. angeblicher hoher Praxisgewinne verbreitet, welche man als niedergelassener Arzt bzw. als Ärztin verdient. Damit wird bewusst eine missgünstige Stimmung in der Bevölkerung gegen die Ärzteschaft geschürt. Die massiven Kostenanstiege für Personal, Energie, Verbrauchsmaterial, digitale Telematikdienste, etc. interessieren niemanden. Auch interessiert es niemanden, dass die Krankenhäuser in der Region ebenso an der Belastungsgrenze sind. Durch die geplante Krankenhausstrukturreform ist sogar die Versorgung im Notfall künftig evtl. durch zu lange Anfahrtswege gefährdet. Dies ist darin begründet, dass bestimmte Kliniken bzw. Krankenhäuser nicht mehr alle Fachrichtungen anbieten, sondern sich spezialisieren sollen. So kann es passieren, dass ein Patient mit einer lebensbedrohlichen, akuten Erkrankung erst im Ballungsraum Nürnberg, Fürth oder Erlangen behandelt wird, weil die örtliche Klinik eben die benötigte Fachrichtung nicht mehr anbieten kann.

Fakt ist, dass die ärztliche Versorgung in Deutschland an die Wand gefahren wird!

Schuld daran hat nicht die Ärzteschaft, sondern die Bundespolitik zusammen mit den Krankenkassen, welche die Probleme im Gesundheitssystem konsequent ignorieren. Die Belastung im Gesundheitswesen für die Medizinischen Fachangestellten und die Ärzteschaft ist leider fast schon unerträglich geworden. Ständige, oft unsinnige Nachfragen von Krankenversicherungen, Behörden etc. lassen den bürokratischen Kostenaufwand weiter explodieren und wir bekommen dies oft gar nicht mehr bezahlt. Sie denken sicherlich, bei so „wenig“ Sprechstundenzeiten könnten wir finanziell so schlecht nicht gestellt sein. Dass wir aber außerhalb unserer Sprechstundenzeiten die Behandlungen dokumentieren und abrechnen, Anfragen von Versicherungen, Behörden, etc. beantworten müssen, Patientenanliegen klären, für Patienten Facharzttermine vermitteln etc., bleibt in der Wahrnehmung der Bevölkerung weit außen vor. Auch werden wir gezwungen, Ihnen liebe Patientinnen und Patienten, nur noch die günstigsten Medikamente zu verordnen und nicht die Medikamente, welche Ihnen am besten helfen würden. Wenn wir uns nicht an diese Vorgaben der Krankenkassen halten, werden wir mit Regressen in Form von Honorarrückforderungen bestraft. Bei solchen Wirtschaftlichkeitsprüfungen der Krankenkassen geht es teilweise nur um einige Centbeträge Unterschied zwischen zwei Medikamenten, weshalb manche dieser angeblich zu teuren Verordnungen dann uns Ärzten in Rechnung gestellt werden. In diesem Fall müssen wir für den kompletten Medikamentenpreis aufkommen, nicht nur für die Differenz zum günstigsten Medikament! Wenn ein Patient bzw. eine Patientin mehrfach im Quartal von uns behandelt wird, dann werden wir nur für einen Behandlungsfall im Quartal mit einer Pauschale von knapp 40 Euro bezahlt, egal wie oft diese Person zur Behandlung in der Praxis war! In der Regel kommt der Patient mindestens 1x im Quartal, also mindestens 4x im Jahr!  Mit der heutigen Quartalspauschale wären das 160 Euro, welche wir heute pro Jahr für einen Patienten erhalten. Aber ab dem 2. Patientenkontakt im jeweiligen Quartal müssen wir alles kostenlos behandeln, egal wie häufig die betreffende Person je Quartal in der Praxis zur Behandlung erscheint, weil Politik und Krankenkassen der Meinung sind, dass die Ärzteschaft eh zu viel verdient. Jetzt plant die Politik auch noch, uns statt für jedes Quartal, nur noch eine einmalige Pauschale je Kalenderjahr zu bezahlen, egal wie häufig die Person im Jahr behandelt wird! Die Pauschale von knapp 40 Euro soll zwar erhöht werden, aber in der gesamten Ärzteschaft steht die Befürchtung im Raum, dass die neue Jahrespauschale geringer als 160 Euro ausfallen wird.  Sollte dies der Fall sein (was sehr wahrscheinlich sein dürfte), ist dies in Wahrheit eine Honorarkürzung, während die Politik der Öffentlichkeit dies als Honorarerhöhung verkaufen wird.

EINE ARZTPRAXIS IST ABER AUCH EIN UNTERNEHMEN, WELCHES GEWINN ERWIRTSCHAFTEN MUSS!

Daran ist erst mal nichts Verwerfliches, denn jede Ärztin bzw. jeder Arzt hat nahezu zwölf Jahre Studium und eine oder sogar mehrere Facharztausbildungen hinter sich, bevor diese(r) dem Gesundheitssystem zur Verfügung steht. In dieser Zeit hat man jede Menge an Entbehrungen, während andere Berufsgruppen schon Geld verdienen. Praxiseinrichtung und medizinische Geräte müssen auch finanziert und abbezahlt werden. Zudem stellt die Ärzteschaft auch Arbeitsplätze für Menschen zur Verfügung, welche zu Recht ordentlich bezahlt werden wollen. Dazu kommen noch Betriebskosten in Form von Miete, Verbrauchsmaterial und Energie, welche von der Ärzteschaft zu tragen sind. All das geht aber nur, wenn die Einnahmen der Praxis die laufenden Kosten decken und Gewinn erwirtschaftet wird. Denn wir alle wollen von dem leben, wofür wir arbeiten.

Die steigenden Kosten und rückläufigen Honorare der medizinischen Praxen in Deutschland entwickeln sich jedoch in eine Richtung, welche einen wirtschaftlichen rentablen Betrieb bald unmöglich machen wird. Die Folge wird in der Zukunft sein, dass immer mehr Hausärzte ihre Tätigkeit aufgeben müssen bzw. jüngere Kolleginnen und Kollegen sich nicht mehr dem unternehmerischen Risiko aussetzen werden. Es gibt bereits ganze Landkreise in Deutschland, wo der nächste Hausarzt erst in einer Entfernung von 50km zu finden ist und das mit zunehmender Tendenz!

Das ist pure Absicht einer sozialistischen Politik und die Leidtragenden werden letztens Sie als Patienten sein. Denn wenn es uns nicht mehr gibt, wo glauben Sie, werden Sie noch behandelt werden können? In der Klinik? Dann viel Spaß beim Warten auf einen Termin bzw. stundenlangem Aufenthalt im Wartebereich der Klinik.

Auf dieser Seite der KBV können Sie sich gerne informieren, wie ernst die Lage ist: https://www.praxenkollaps.info

Nun noch ein Hinweis in eigener Sache:

Aufgrund der hohen Frequentierung unserer Praxis kann es vorkommen, dass alle Telefonleitungen besetzt sind. In diesem Fall bitten wir Sie, es mehrfach zu versuchen, bis Sie bei uns durchkommen. Sollte ihr Anruf nicht gleich angenommen werden, dann hat das auch nichts damit zu tun, dass wir „angeblich nicht ans Telefon gehen“, sondern eher damit, dass das gesamte Team mit laufenden Arbeiten beschäftigt ist.

Ihre Fr. Dr. med. Janine Seidl-Ertel

Cookie Consent mit Real Cookie Banner